Stärkung und Hilfe für das Immunsystem

Die 9. Apitherapietagung in Graz, 27./28. Jänner 2018

9 tagung„Das ist eine Bestätigung, dass wir auf dem richtigen Weg sind.“ Für Anton Reitinger, Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Apitherapie (ÖGA), ist das große Interesse an den Bienenprodukten und deren Heilwirkung der Beweis, dass die ÖGA im zehnten Jahr ihres Bestandes auf einem Erfolgsweg ist. An die 200 Teilnehmer sind schon am ersten Tag, an dem zwei Workshops auf dem Programm standen, zur 9. Österreichischen Apitherapietagung in den großen Saal des Steiermarkhofs in Graz gekommen.
Beim Seminartag am 27. Jänner ging Reitinger bei dem Workshopthema „Propolis und Perga: Gewinnung, Verarbeitung und Etikettierung“ gleich auf das österreichische Lebensmittelrecht ein, nach dem Propolis, Blütenpollen und Geleè Royal als Nahrungsergänzungsmittel gelten. Reitingers Schlussappell nach dem umfassenden Einblick über die Inhaltsstoffe, über Propolis als Überlebenssubstanz für die Biene, über die Gewinnung, Verarbeitung und Verwendung: „Das Propolis ist solange wie möglich im Mund zu behalten und die Aufnahme durch die Mundschleimhäute zu ermöglichen.“ Wie dies etwa durch Propolisbonbons möglich ist.
Durch die Einnahme von Propolis wird das Immunsystem gestärkt, Perga oder Bienenbrot – der fermentierte Pollen aus der Wabe – stärkt wiederum die körperliche Leistung und verbessert die Reaktionsfähigkeit (und einiges mehr). Nach den dreistündigen Ausführungen Reitingers über die imkerliche Seite der Apitherapie ergänzte Rosemarie Bort im zweiten Workshop mit ihrem Referat über „Die Anwendung aller Bienenprodukte in der täglichen Praxis“ die Thematik.
Die diplomierte Heilpraktikerin Rosemarie Bort aus Baden-Württemberg ist den österreichischen Apitherapieimkern von Vorträgen und Seminaren bekannt, kann sie doch zahlreiche Fälle aus ihrer langjährigen Praxiserfahrung anführen. Eines ihrer vielen Beispiele aus ihrem Workshop: Ein Zwiebel wird in kleine Stücke geschnitten, dazu kommen zwei Esslöffel Honig, der die Wirkstoffe aus der Zwiebel zieht. Der fein zerriebene Zwiebelsaft ist ein wirksames Mittel bei Schnupfen. Mit eindrucksvollen Bildern dokumentierte die Referentin erfolgreiche Wundbehandlungen mit Honig, wie sie dies auch am zweiten Apitherapietag in einem Referat ausführte.
Dieser zweite Tag, der eigentliche Vortragstag der Apitherapietagung am 28. Jänner, brachte einen weiteren Ansturm, sodass noch schnell weitere Sesselkontingente für die nun 250 Teilnehmer herbeigeschafft wurden. Insgesamt fünf Referate mit anschließenden Diskussionen standen auf dem Programm.

Dr. Peter Gallmann: „Biene – Produkte – Apitherapie“

Der Schweizer Ernährungswissenschaftler und langjährige Leiter des Schweizerischen Zentrums für Bienenforschung in Liebefeld leitete mit einem Überblick über die Einsatzbereiche und Wirkungen der Bienenprodukte ein. Schon die Sumerer in Mesopotamien hätten 4000 v.Chr. eine Heilsalbe gekannt, bei der man Flussschlamm mit etwas Honig und Zedernöl vermischte. Bienenprodukte waren bei der medizinischen Behandlung allgemein anerkannt – bis um das Jahr 1928 das Penicillin entdeckt und neue Antibiotikas in den Handel kamen. In der Schweiz wird die Apitherapie gegenwärtig nicht als eigenständige Therapieform sondern als naturheilkundliche Behandlung eingestuft. Erst in den vergangen 15 Jahren kam es zu einer allgemeinen Wiederentdeckung von Honig als Medizin. So wurde 2005 ein zur Behandlung von Wunden ausgewiesenes Fertigpräparat unter der Bezeichnung Medihoney europaweit als Medizinprodukt zugelassen.
„Honig wirkt Wunder“ – diese Aussage unterstreicht Peter Gallmann mit mehreren Bildern, bei denen langwierige, tiefe Verletzungen geheilt wurden, und zwar vollständig. Honig mit seinen funktionellen, weiters antibakteriellen, antimikrobiellen, prebiotischen und antioxydativen Effekten und Wirkungen ist erprobt und hat sich bewährt. In einem Tierversuch – Gallmann zitiert hier die Forscherin Nada Orsolic aus Zagreb – wurde Mäusen Honig ins Futter gemischt, diese und andere wurden dann mit Tumorzellen geimpft. Im Vergleich zu Versuchstieren, die keinen Honig erhalten hatten, breitete sich der Krebs bei den mit Honig gefütterten Mäusen nicht aus. Honig könnte also auch bei der Unterstützung einer Chemotherapie eingesetzt werden.

DI Franc Sivic: „Apitherapie in Slowenien“

Die Apitherapie in Slowenien hat eine mehr als hundertjährige Tradition. Der Dipl. Forstingenieur und Imker Franc Sivic zitiert Filip Terc (1844-1917), der als Vater der modernen Apitherapie gesehen wird. 1888 beschrieb Terc in einer medizinischen Fachblatt in Wien die positive Wirkung von Bienenstichen bei Rheumapatienten. Bis 1912 wurden 660 Patienten mit Bienengift behandelt, bei 82 Prozent verzeichnete man einen Heilerfolg. In einem thematischen Streifzug ging Sivic auf die Wirkung von Honig bei Wundbakterien ein (zum Teil mit speziellen Umschlägen), den Einsatz bei der Bekämpfung von Parodontose und auf Propolis für die Mundhygiene.
Das Mittel des slowenischen Referenten zur Vorbeugung und Heilung von Krebserkrankungen: 350 g zerkleinerte und gemixte Aloablätter, 500 g Honig und 5 Löffel Alkohol. Man nehme jeweils einen Löffel dieser Mixtur vor den drei Mahlzeiten des Tages. „Meine eigene Erfahrung beim Lungenkrebs und Leberkrebs“, sagt Franc Sivic.

Mag. Jonas Zenhäusern: „Die Bienenprodukte in der Kosmetik“

Wechsel vom Gesundheitsthema zur Hautpflege: Der Vizepräsident des Schweizerischen Apitherapievereins betreibt die Imkerei in vierter Generation, nun hat er auch die Kosmetikfirma Apinatura begründet. Ihm geht es um die Pflege und das Wohlbefinden der Haut. „Schon Kleopatra hat sich Honig im Gesicht aufgetragen.“ Neben Milch ist Honig das älteste Naturprodukt für die Haut- und Haarpflege. Bienenwachs, Honig, Propolis, Pollen und Gelée Royal liefern wertvolle Grundstoffe für Kosmetikprodukte. Auch Bienengift wird in einer Creme verarbeitet, die dann der Haut einen Bienenstich vermittelt. Die Haut reagiert mit erhöhtem Blutdurchfluss und wird dadurch straffer.
Eines der vielen Beispiele, die Zenhäusern ausführte: 30 g Naturjoghurt wird im Wasserbad erwärmt, nun wird 5 g feines Propolis-Pulver unterrührt. Sobald sich eine cremige Masse bildet abkühlen lassen und ein Eidotter und 50 g flüssigen Honig hinzugeben. Die Honig-Propoliskur wird im feuchten Haar verteilt und soll 30 bis 45 Minuten einwirken. Dann wird das Haar mit einem milden Shampoo ausgewaschen.

Dr. Edmund Blab: „Autoimmunerkrankungen – Vitamin D Hochdosis und Apitherapie – Ein Schlüssel zur Therapie“

Der Mangel an aktiviertem Vitamin D führt zum Verlust der Funktionssteuerung von 229 Genen eines Menschen, auch im Bereich des Immunsystems. Von Autoimmunerkrankungen betroffene Personen (in Österreich sollen es nach Schätzungen 400.000 sein) können Vitamin D durch eine Vitamin D -Stoffwechselstörung nur mangelhaft aktivieren und sind damit nicht ausreichend in der Lage, Infektionen abzuwehren oder das Immunsystem zu balancieren. Diese Schwäche öffnet Tür und Tor für Autoimmunerkrankungen.
Der Wiener Ganzheitsmediziner Edmund Blab ist einer der wenigen zertifizierten Ärzte, die eine Therapie nach dem Coimbra Protokoll - benannt nach dem brasilianischen Neurologen Cicero Coimbra – anbieten. Demnach werden Autoimmunerkrankungen, wie zum Beispiel Multiple Sklerose, mit hochdosiertem Vitamin D behandelt. An und für sich würde eine gute Ernährung und eine verstärkte Sonneneinstrahlung (in unseren Breitengraden von April bis Oktober) den Vitamin D-Aufbau fördern. Diese natürliche Vitamin D Aufnahme genügt aber nicht, um bei Autoimmunerkrankten die zu Grunde liegende Störung zu beheben. Erst die durch Nahrungsergänzungen im Überfluss angebotene Vitamin D Substitution führt letztlich nach einigen Monaten zur Gesundung des Immunsystems und Abheilung der oft begleitenden chronischen Infektionen. Achtung: Die Vitamin D Höchstdosistherapie kann bei unsachgemäßer Durchführung zu lebensbedrohlichen hyperkalziämischen Krisen führen und ist eigens dafür ausgebildeten Therapeuten vorbehalten!
Bienenprodukte, so Blab, sind die ideale Ergänzung zu der Vitamin D Hochdosistherapie mit dem Coimbra Protokoll. Ein Beispiel: Schon die Einnahme einer 5 Prozent-Lösung von Propolis lässt Herpesläsionen bei 17 von 20 Patienten innerhalb von zwei Tagen verschwinden. Bei Autoimmunerkrankungen muss das Immunsystem als Ganzes gestärkt werden. Dazu empfiehlt Edmund Blab neben Vitamin D die Einnahme von Propolis („mein Lieblingsprodukt“), Honig, Gelée Royal und Blütenpollen. Dadurch lässt sich eine schnellere Verbesserung erzielen. Die ersten deutlichen Ergebnisse dieser kombinierten Therapie sind dennoch erst nach einigen Wochen zu erwarten. Die maximale Wirkung tritt nach zwei Jahren auf. Ob die Vitamin D Substitution bei dieser Therapie je beendet werden kann, ist derzeit noch nicht abzusehen.

Rosemarie Bort: „Fallbeispiele aus der Apitherapie-Praxis“

Die Heilpraktikerin Rosemarie Bort demonstrierte anhand von eindrucksvollen Aufnahmen die „umfassende Hilfe“, die uns die Bienen mit ihren Produkten bei verschiedenen Krankheiten bieten. So dokumentiert sie unter anderem den Fall einer 76jährigen Patientin mit einer Infektion am Kopf und heftigsten Schmerzen. Nach einer Infusion mit Honig und Procain erhielt sie fünf Tage Propoliskapseln 3x 1600 mg, dann reduziert auf 3x 800 mg. Nach der ersten Fusion konnten die Schmerzmittel abgesetzt werden, nach fünf Tagen war die Patientin schmerzfrei.
In Deutschland ist die Berufsbezeichnung Heilpraktiker seit 1939 nach einer entsprechenden Ausbildung geregelt (Prüfung durch das örtliche Gesundheitsamt) , ebenfalls in der Schweiz seit 2015 nach einer „Höheren Fachprüfung“. In Österreich ist der Beruf des Heilpraktikers verboten.